Therapien

Wir haben die Haltung, dass immer die Person mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) im Mittelpunkt stehen muss. Somit sollte die Therapie individuell dem Betroffenen und der Belastbarkeit des Familiensystems angepasst werden.

Es werden sehr viele therapeutische Behandlungen für Kinder mit einer Störung aus dem autistischen Spektrum angeboten, die unterschiedlich gut überprüft sind. Es gibt keine Therapie oder Förderung, die zur Heilung der Kernsymptomatik führt. Andererseits gibt es verschiedene Behandlungen und Förderansätze, die die Entwicklung des Kindes verbessern und sich als Hilfe und Unterstützung der Familie und des Umfeldes erwiesen haben.

Kinder und Erwachsene mit einer autistischen Störung lernen viele Verhaltensweisen nicht im Alltag, z.B. durch Imitation, daher ist es nötig, Verhalten systematisch aufzubauen. Störungen der sozialen Interaktion gehören zu den Kernsymptomen der Autismus-Spektrum-Störungen. Anders als normal entwickelte Kinder haben Menschen mit ASS wenig intuitives Wissen über soziales Verhalten und müssen Regeln des gegenseitigen sozialen Austauschs und das Verständnis für soziale Kontexte regelrecht erlernen und üben. Der Sensomotorik kommt eine zentrale Bedeutung in der frühen kindlichen Entwicklung zu. Lernen erfolgt gerade in den ersten Lebensjahren wesentlich über die Sensomotorik und das Spiel. Eine motorische Störung kann die Entwicklung auch hinsichtlich der kognitiven, sozialen und emotionalen Dimension gefährden. Umgekehrt finden Probleme in der sozial-emotionalen Entwicklung nicht selten Ausdruck im motorischen Verhalten. Physiotherapie und Ergotherapie stellen deshalb oft wichtige Massnahmen in der Förderung und Behandlung von Kindern mit ASS dar.

Einige Therapieansätze stellen wir hier vor, die Aufzählung ist nicht abschliessend. Auf unserer Fachstelle beraten wir Sie zu den Therapieangeboten.

 

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist im Bereich der Autismus-Spektrum-Störungen die am besten wissenschaftlich abgesicherte Form. Ziel ist es, einerseits störende und unangemessene Verhaltensweisen wie übermäßige Stereotypien oder (auto)aggressives Verhalten abzubauen und andererseits soziale und kommunikative Fähigkeiten aufzubauen. Im Prinzip wird dabei so vorgegangen, dass erwünschtes Verhalten durchgängig und erkennbar belohnt wird (positive Verstärkung).

Die Applied Behavior Analysis (ABA) ist eine intensive (bis zu 30 Stunden pro Woche), ganzheitliche und auf Frühförderung ausgerichtete Therapieform. Zunächst wird anhand einer Systematik festgestellt, welche Fähigkeiten und Funktionen das Kind bereits besitzt. Hierauf aufbauend werden spezielle Programme erstellt, die das Kind befähigen, die fehlenden Funktionen zu erlernen. Die Eltern werden stark in die Therapie miteinbezogen. Die Verfahrensweisen von ABA basieren im Wesentlichen auf Methoden der Konditionierung.

 

Beziehungsaufbau

Mifne ist eine Intensivtherapie, die von einer israelischen Psychologin entwickelt wurde. Mifne heisst auf Hebräisch “Wendepunkt”. In Israel steht das erste Mifne-Zentrum. Die Schweiz ist das einzige Land, in dem ein zweites Zentrum in Muttenz bei Basel eröffnet worden ist.

Kernstück der Therapie bildet ein reizarmer Raum. Für die betroffenen Kinder besteht die Therapie in erster Linie aus Spiel. Sechs bis acht Stunden am Tag, jeden Tag. Ziel für den Spielpartner ist es immer, Kontakt zum Kind herzustellen, seine Anregungen aufzunehmen und Interesse am gemeinsamen Spiel zu wecken. Letztlich sollte das Kind zum Spielpartner eine soziale Beziehung aufbauen. Während des Spiels stehen Kind und Spielpartner ständig unter Beobachtung, per Video und aus einem Nebenraum durch zwei grosse Einwegspiegel. Diese Beobachtung von aussen ist ein zentraler Aspekt und wird anschliessend mit Fachpersonen besprochen.

Relationship Development Intervention (RDI) ist eine relativ neue Methode. Die normalerweise automatisch verlaufende soziale Entwicklung von gesunden Kindern wurde als “Vorlage” genommen. Betroffenen Kindern soll geholfen werden, durch nachträgliche Wiedervermittlung verpasste Schritte so gut als möglich nachzuholen. Die Entwicklung der zusammen gemachten Erfahrungen und der geteilten Freude an gemeinsamen Erlebnissen sind zentraler Kern dieses Ansatzes.

 

Strukturierungshilfe

Ein weiteres ganzheitlich orientiertes pädagogisches Förderkonzept ist TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication-handicapped Children), das sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene mit Autismus richtet. TEACCH ist darauf ausgerichtet, die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu maximieren und sie anzuleiten, sich im Alltag zurechtzufinden. Zentrale Annahmen des Konzeptes sind, dass Lernprozesse durch Strukturierung und Visualisierung bei Menschen mit autistischen Merkmalen initiiert werden können.

 

Soziales Kompetenztraining

Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störung können ihre sozialen Schwierigkeiten und Defizite in einer Gruppe mit gleich Betroffenen unter fachkundiger Anleitung sehr praxisnah verbessern. Genaueres dazu finden Sie auf unserer Webpage Button direkt zu SoKo, Sozialtraining, Asperger-Treff, Treff für Frauen, Jugendtreff

Psychotherapie, Psychomotorik, und Logopädie können ebenfalls in einzelnen Symptombereichen gezielt unterstützen und fördern.

Ergänzend werden Musik- und Kunsttherapien sowie Reit- und Delphintherapien oder Kontakte mit Therapiehunden angeboten. Ebenso können Massagen, Craniosakraltherapie, Kinesiologie oder ähnliche Behandlungen bestimmte positive Wirkungen erzielen. Bei allen Behandlungen geht es letztlich um die Verbesserung der Lebensqualität, indem Entspannung und Ausgeglichenheit ermöglicht werden.

Die Fachstelle engagiert sich als Kompetenzzentrum für alle Belange von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen in der Region Ostschweiz.